Aufruf
Über viele Monate hinweg sind die Umfragewerte der AfD kontinuierlich gestiegen. Bei den Europawahlen wurde sie in ganz Ostdeutschland zur stärksten politischen Kraft. In Thüringen erreichte sie knapp 31%. Auch in den Kommunalparlamenten konnte sie ihren Einfluss deutlich ausbauen. Begleitet wird dieser Aufstieg der Rechtspopulist*innen von einer Zunahme rechter Straßenmobilisierungen und Angriffen auf Personen mit Flucht- und Migrationsgeschichte und Andersdenkende.
Der Rechtspopulismus profitiert auch von einer Zuspitzung sozialer Krisen: dabei gehen Inflation, die Unterfinanzierung der Kommunen sowie die Ausdünnung der sozialen Infrastruktur ländlichen Regionen Hand in Hand und erzeugen einen fruchtbaren Nährboden für demokratiefeindliche Bestrebungen. Bei den Landtags- und Kommunalwahlen in diesem Jahr liegt nicht nur eine politische Machtbeteiligung der AfD im Bereich des Möglichen; es droht auch eine weitere Verschiebung des politischen Diskurses nach Rechts.
Sicher ist das aber keineswegs. „Nie wieder ist jetzt“ und Aufgeben ist keine Option. Die großen Demonstrationen nach den Berichten zu den „Re-Migrationsplänen“ der extremen Rechten sind ein ermutigendes Zeichen. Sie zeigen, dass wir in einer offenen politischen Auseinandersetzung stehen und die bestehenden Kräfteverhältnisse nicht in Stein gemeißelt sind.
So wichtig große Demonstrationen sind: Um dem Rechtsruck nachhaltig etwas entgegen setzen zu können, ist es darüber hinaus auch wichtig, die Diskussion und die gemeinsame Auseinandersetzung zu suchen – und das nicht nur in den großen Städten, sondern überall in Thüringen.
Als einen kleinen Beitrag dafür verstehen wir unsere Bustour „Sommer, Sonne, Solidarität“. An insgesamt acht Tagen (08.-11. sowie 15.-18. August) wollen wir durch Thüringen reisen, verschiedene Städte und Regionen besuchen und mit den Menschen an öffentlichen Plätzen ins Gespräch kommen. Im Gepäck haben wir vor allem eine Menge Fragen: Vor welchen Problemen und Schwierigkeiten stehen die Menschen vor Ort? Wie gehen sie damit um? Und wie könnten Formen einer gemeinsamen Gegenwehr und eines gemeinsamen solidarischen Miteinanders aussehen?
Tourstops
Konzept
In diesem Sommer startet unsere kleine mobile Bustour „Sommer – Sonne – Solidarität“. Vom 8.-11. sowie 15.-18. August reisen wir durch acht verschiedene Städte und Regionen Thüringens, um mit Menschen an öffentlichen Plätzen ins Gespräch zu kommen. Im Gepäck haben wir ein buntes Programm aus Kinder- und Unterhaltungsangeboten, Workshops, Vorträgen, Lesungen, Filmvorführungen sowie Speisen und Getränke. Der gesamte Festivaltag wurde in einem partizipativen Prozess mit engagierten Personen aus den jeweiligen Orten entwickelt und geplant. Das gemeinsam erstellte Rahmenprogramm des mobilen Festivals „Sommer, Sonne, Solidarität“ basiert auf insgesamt fünf Bausteinen:
- Vorträge und Workshops: Während des Tages wollen wir Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten durchführen. Uns interessieren Fragen nach der Krise des Sozialen, Peripherisierung des ländlichen Raumes sowie Prozessen der Entsolidarisierung und Entdemokratisierung, aber auch die Frage, wie ein gutes Leben für alle aussehen kann.
- Zivilgesellschaft und Vernetzung: Lokale Akteure der Zivilgesellschaft sollen mit ins Boot geholt werden. An einer festen Station sollen sich alle Akteure bei einer Art Weltkaffee versammeln, um für die Besucher*innen sicht- und ansprechbar zu sein. Kollaborationen und Netzwerke vor Ort sollen entstehen und ausgebaut werden.
- Unterhaltung: Während des Tages soll es eine durchgehende Kinderbetreuung mit verschiedenen Spieleangeboten geben. Des Weiteren sollen kleine musikalische Acts auftreten sowie ein kleines Angebot an Speisen und Getränken bereitgestellt werden.
- Kino: Die Filmauswahl soll die Vielfalt von Lebensentwürfen abbilden und Möglichkeiten aufzeigen, die eigene Umwelt zu verändern, um so einen Anstoß für Austausch sowie gemeinsame Diskussionen zu geben.
- Lesungen: Wir laden Autor*innen ein, die sich in ihren Arbeiten kritisch mit alltagsrelevanten Fragen auseinandersetzen.
Wer sind wir?
Hinter der Organisation des mobilen Festivals steht ein offener Zusammenschluss von Menschen, die in verschiedenen Initiativen, Stadtteil- und Kulturprojekten in Erfurt, Weimar und Jena sowie im Nicht mit uns – Bündnis in Jena aktiv sind.
Der südviertel solidarisch e.V., will seine in der offenen Stadtteilarbeit gewonnenen Erfahrungen in die Organisation der Gesprächskreise und Workshops einbringen. Der Schambrowski e.V. aus Erfurt organisiert die Kinoveranstaltungen. Das Nicht mit uns – Bündnis , welches in den vergangenen Jahren in Jena unter anderem eine große Demonstration zu sozialpolitischen Themen wie Inflation und Energiekrise organisiert hat, bringt sich ebenfalls in der Organisation ein.
Was uns eint, ist die Hoffnung auf ein solidarisches Miteinander und auf eine gute Gesellschaft, die niemanden zurücklässt.